Digital Marketing

Intelligentes Experience Management für alle Kanäle

Adobe Experience Manager, das Flaggschiff der Adobe Experience Cloud, ist seit Ende April in der rundum erneuerten Version 6.3 verfügbar. Adobe setzt hierzu mehr auf Evolution statt Revolution: Viele mit der letzten Version eingeführten Neuerungen wurden zum Teil massiv verbessert. Trotzdem kann das neue Release auch mit sinnvollen Ergänzungen punkten. 

Traditionellerweise veröffentlicht Adobe jeweils im Frühjahr ein neues “Minor Release” von Adobe Experience Manager. Aufgrund der Fülle von Neuerungen und Anpassungen mag dieser Begriff etwas nach Understatement klingen; dennoch handelt es sich grundsätzlich eher um eine sanfte Renovation denn  um einen kompletten Neubau.

Erneuerte technische Basis

Die technische Basis ist mit den als Open Source veröffentlichten Frameworks Apache Sling, Felix, Oak und Jackrabbit die gleiche geblieben, die entsprechenden Frameworks wurden auf den aktuellsten Stand gebracht. Heraus sticht einzig der Einsatz von Oak 1.6.1, das neben einem neuen TarMK-Fileformat zur optimierten Performance auch  – endlich! –  vollen Support für Online Revision Cleanup bietet: somit können Wartungstasks wie Backups automatisiert ohne System-Downtime durchgeführt werden.

Classic UI ist tot, es lebe Touch UI

Adobe revidiert das Touch UI, seinerzeit offiziell mit AEM 6.0 eingeführt, und passt es an das Design der Marketing Cloud 2017 an, das auf dem neuen komponenten-basierten Coral UI 3.0 aufsetzt. Dadurch soll das UI stabiler und performanter agieren. Touch UI ist nun per Definition produktionsreif, und obwohl das bestehende Classic UI weiterhin unterstützt wird, sind neue Funktionen nur über Touch UI verfügbar und Classic UI soll in einem Jahr als “deprecated” eingestuft und in zwei Jahren aus dem Produkt entfernt werden.

Touch UI bringt einige Neuerungen mit sich, unter anderem gibt es eine neue Ansicht “Calendar View” für Projekte und Workflows: Die “Lebensdauer” eines Inhalts wird so anhand einer Zeitlinie grafisch dargestellt; so ist auf einen Blick ersichtlich, welche Assets und Inhalte wann live gestellt wurden. Die selbe Ansicht wird in den Workflows verwendet, um anzuzeigen, wie lange man für einen Task Zeit hat – eine nette Erweiterung.

Configuration statt Customization

Im Bereich Content Management – oder neudeutsch Experience Management – sind viele letztes Jahr eingeführte Funktionen ausgereift und erweitert worden. Allgemein gilt die Devise, dass mehr konfiguriert und weniger durch Dienstleister angepasst werden soll. Die Editable Tempates erlauben eine dynamische Konfigurierung von Templates, so dass im Optimalfall die Erstellung einer Vielzahl von Templates wegfällt.

Deshalb liefert Adobe sogenannte “Core Components” mit, das sind generische Komponenten, die zukünftig in allen AEM-Projekten verwendet werden sollen. Diese bisher 7 Komponenten (Image, List, Page, Social Media Sharing, Text, Text & Image) werden als Open Source bereitgestellt und sollen in nächster Zeit durch weitere Komponenten – auch von Dienstleistern zur Verfügung gestellten – erweitert werden. Durch extensive Konfigurationsmöglichkeiten können die Komponenten an die Bedürfnisse des Projektes angepasst werden.

Diese Komponenten unterstützen neu eine zusätzliche API, die es ermöglicht, diese über die Component Services anzusprechen – somit kann AEM das Content Model der Komponente zur Verfügung und Inhalte automatisch weiteren Konsumenten zur Verfügung stellen.

Die in der letzten Version eingeführten Content Fragments – Inhaltsschnippsel, die unabhängig vom Kontext einer Experience angelegt werden – wurden um Variants erweitert – auf dem eigentlichen Inhalt basierende Inhalte für weitere Kanäle. So kann beispielsweise zu einem Artikel im Blog eine Medienmitteilung, Teaser für Facebook, Twitter-Meldungen und so weiter als Varianten definiert werden. Varianten können auch durch Einsatz der künstlichen Intelligenz Adobe Sensei automatisch erstellt werden: Man gibt an, wie lange der Text sein darf, und Sensei kürzt ihn entsprechend auf Basis von Inhaltsanalyse – die Demos sehen vielversprechend aus.

Die Content Fragments werden neu durch Experience Fragments erweitert: nach dem gleichen Prinzip können ganze Sektionen von Experiences verwaltet und einfach wiederverwendet werden. Variationen erlauben auch hier die zielgenaue Ausspielung auf einzelne Kanäle – unter anderem werden Export nach Pinterest und Facebook direkt unterstützt.

Lifefyre, Forms und der ganze Rest

Adobe hat in den letzten Jahren einige bestehende Produkte – hinzugekauft und selber entwickelt – in AEM integriert und AEM so zu einem mächtigen Werkzeug gemacht, das neben dem eigentlichen Experience Management auch benachbarte Disziplinen abdeckt:

  • AEM Lifefyre: AEM Lifefyre integriert User-generated Content in AEM. Will heissen, dass beispielsweise Twitter Walls out-of-the-box zur Verfügung stehen, aber auch dass Asset-Suche über beispielsweise Pinterest, Twitter oder Instagram erfolgen kann, und interessante Assets direkt aus Instagram übernommen werden können. Lifefyre integriert DRM, so dass die Content Owner automatisch angeschrieben und um die Nutzungsrechte gebeten werden. Wenn man sich die Twitter-Streams von amerikanischen Medienproduzenten ansieht, ist dies bereits gang und gäbe.
  • AEM Forms: AEM Forms hat einen grossen Sprung nach vorn gemacht: Die adaptiven Formulare sind nun wie von AEM gewohnt einfach mittels Drag & Drop zu erstellen und können mit wenigen Klicks auf ein Datenmodell gemappt werden.  So können Formulare beispielsweise direkt Daten in einem CRM ablegen. Des Weiteren wurde die Usability sowohl für Autoren wie auch Enduser verbessert, so dass die ursprüngliche Herkunft von Adobe Livecycle kaum mehr erkennbar ist.
  • AEM Mobile: Die bisherige Adobe Digital Publishing Suite (DPS) zur Erstellung von digitalen Magazinen für Tablets und Smartphones wurde nun in AEM Mobile integriert; somit können digitale Publikationen von den gleichen Assets, Content und Experience Fragments wie die Website, mobile Applikationen und weitere Kanäle profitieren (und allenfalls mit eigenen Varianten beliefert werden). Alle für mobile Geräte optimierten Services wurden in diesem Paket zusammengefasst; so bietet es neben der bisherigen Funktionen zur App-Erstellung mittels PhoneGap/Apache Cordova auch ausgefallene Analyse des Benutzerverhalten von Apps.
  • AEM Screens: AEM Screens wurde ebenfalls komplett überarbeitet, und die Ansteuerung von Screens in verschiedenen Grössen, an unterschiedlichen Orten und für diverse Zwecke wurde vereinfacht. Adobe Sensei unterstützt hier mit der automatischen Konvertierung von Inhaltsstreams auf unterschiedliche Screen-Grössen.
  • E-Commerce-Integration: Neben der direkten Unterstützung von Magento bietet die E-Commerce-Unterstützung nun bessere Unterstützung von SAP Hybris 6.x.

Integration in die Experience Cloud

Adobe hat ja erst kürzlich am Adobe Summit die eigenen Wolken umbenannt, und ihr Komplettangebot Experience Cloud genannt. Nicht verwunderlich, dass die Priorität von AEM innerhalb des Angebots von Adobe noch mehr gestiegen und dementsprechend die Integrationen in die Experience Cloud verbessert wurden:

  • Launch: Die neue Plattform für herstellerunabhängiges dynamisches Tag Management soll im Juli erscheinen. Sie wird voll von AEM unterstützt und ist/wird direkt integriert. Tag Management war noch nie einfacher.
  • Adobe Target: Die neue Scriptvariante von Adobe Target, at.js, wird nun “von Haus aus” unterstützt und kann für typische Webprojekte und Single-Page-Applikationen direkt verwendet werden.
  • Adobe Analytics: Der Page Editor bietet eine einfache Möglichkeit, Activity Maps einzubinden. Dabei handelt es sich um eine Applikation von Adobe Analytics, die Links aufgrund ihrer Wichtigkeit mittels Visual Overlays bewertet. Ebenfalls sind neu Dashboards mit Realtime-Werten vorhanden, um das Benutzerverhalten zu beobachten.

Fazit

Alles in allem ein gelungenes Update, das keine Blockbuster enthält, aber viele wichtige Funktionen enthält und die Plattform einen grossen Schritt weiterbringt – auch ein Beweis dafür, weshalb Adobe bei den wesentlichen Magischen Quadranten und Waves eben immer ganz rechts oben anzutreffen ist.

Ressourcen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.